Wir: Kleines Wort, große Lüge

Politiker lieben ein Wort ganz besonders: wir. Wer dieses Wort hört, fühlt sich gleich angesprochen und verbunden. Wir suggeriert die Zugehörigkeit zu einer gleichförmigen Mehrheit der „Guten“ und grenzt diese von den wenigen „Bösen“ ab. Damit erfüllt das Wort wir eine zentrale Funktion bei der Gleichschaltung und in kollektivistischen Ideologien wie Demokratie, Sozialismus, Kommunismus, Faschismus und Nationalismus.

Das Wort wir ist bei den meisten Menschen in Fleisch und Blut übergegangen und wird daher völlig unkritisch und teils sogar widersinnig verwendet. Selbst Kritiker des Staates nutzen häufig das Wort wir, wenn sie eigentlich sie (im Sinne einer bestimmten, anderen Gruppe) meinen. Deutlich wird das etwa in Bezug auf die Coronazeit, über die sogar Angehörige des Widerstands folgende Formulierungen verwenden:

Das Wort wir ist in westlichen Staaten untrennbar mit dem kollektivistischen Konzept der „Gesellschaft“ verbunden, der von den Herrschenden alle „Rechtsunterworfenen“, also „Staatsbürger“ und auf dem Gebiet aufhältigen Menschen, zugerechnet werden. Wir impliziert auch ein Anerkennen staatlicher Institutionen wie „Polizei“, „Gerichten“, „Politikern“ und staatlicher Riten zur Machtübertragung wie „Wahlen“.

Wir eignet sich ideal, um Tatsachen zu verschleiern und Schuld und Verantwortlichkeit zu verschieben. Die Verwendung des Wortes wir in Kontexten, in denen eigentlich ein sie gemeint ist, erschwert eine differenzierte Diskussion und verunmöglicht die klare Benennung von Tätern. Daher sollte wir, wenn überhaupt, nur wohlüberlegt benutzt werden und jede Verwendung des Wortes wir durch den Staat und seine Akteure kritisch hinterfragt werden.